Das Museum, als literarisches Denkmal im Geburtshaus des auf Deutsch schreibenden Schriftstellers Adalbert Stifter gegründet, entstand bereits im Jahr 1960 als eine Art Außenstelle des Regionalmuseums in Krumau (Český Krumlov). Es handelt sich also nicht um den Wiederaufbau eines vor dem Krieg existierenden kulturellen Gutes. Es ist eher ein Ort, der an die Bedeutung der auf Deutsch verfassten tschechischen Literatur erinnert. Das Ziel der Museumsgründer war jedoch nicht nur der Versuch, das verloren gegangene regionale Kulturgedächtnis zu erneuern.
Ihnen war damals bereits bewusst, dass Stifters Persönlichkeit im Bezug auf den Aufbau deutsch-tschechischer Beziehungen zur Brücke in die Zukunft werden kann.
Bis 1994 war das Geburtshaus im Besitz der Familie Stifter, deren Geschichte an diesem Ort sich bis ins Jahr 1660 zurückverfolgen lässt. Im Jahr 1910 kaufte die Stadt Oberplan das Haus, 1934 brannte es aus, nach der Renovierung wurden hier die Gemeindebibliothek und eine Wohnung eingerichtet.
Der Ort wurde schon zu Lebzeiten Stifters zum Ziel vieler Besucher des Böhmerwaldes und Verehrer von Stifters Werk.
Die Eröffnung des Stifterhauses 1960 bezeichnete der emeritierte Direktor des Krumauer Museums Mgr. Petr Jelínek im Jahr 2000 in Anbetracht des politisch-historischen Hintergrunds als „kleines Wunder“.
„Das Zugänglichmachen von Stifters Geburtshaus mit der ihm gewidmeten Dauerausstellung konnte damals, am Ende der fünfziger Jahre, als kleines Wunder betrachtet werden. Es handelte sich ja um ein Denkmal für einen Menschen, der aus dem eutschsprachigen Bereich des Böhmerwaldes stammte, und das war in dieser Zeit, knapp fünfzehn Jahre nach dem Ende des Krieges und der Zwangsaussiedlung der Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei, nicht die beste Voraussetzung für eine problemlose Präsentation seiner Persönlichkeit und seines Werks.“
Das größte Verdienst an der Eröffnung des Museums hatten der Kunsthistoriker Hugo Rokyta und der Direktor des Heimatmuseums Krumau Jan Huleš.
Das Museum wurde bereits kurz nach seiner Eröffnung zum Begegnungsort für deutsche Besucher, oftmals ehemalige Bewohner des Böhmerwaldes.
„Wenn Sie sich die Besucherbücher bis 1989 ansehen, dann stellen Sie fest, dass 90% der Einträge in den Besucherbüchern auf Deutsch sind. Wer sollte von den Tschechen auch das Museum besuchen, wenn niemand Stifter kannte. [...] Darunter war natürlich auch ein großer Anteil an Vertriebenen [...] Und von ihrer Seite wurde wirklich positiv aufgenommen, dass das Museum gegründet wurde. Für sie war das eine Überraschung, dass die Tschechen Stifter ein Denkmal setzten, weil sie natürlich auch wussten, welche Ressentiments es von offiziellen Kreisen her gegen die deutsche Kultur gab.“
(Ivan Slavík, Regionalmuseum Krumau)
Nach 1989 wuchs die Bedeutung des Museums um ein Vielfaches, es wurde geradezu zum Wallfahrtsort für Besucher aus deutschsprachigen Ländern.
Die Museumsinstitution Denkmalstätte Adalbert Stifter hat dank ihres langjährigen Einsatzes für den Erhalt des mit der deutschen Sprache verbundenen kulturellen Gedächtnisses und der Geschichte einen guten Nährboden für weitere gesellschaftliche und gemeinnützige Aktivitäten im Ort geschaffen.
Im Jahr 2009 entstand hier der Heimatkundeverein Jungbauer, der an der Geschichte des Böhmerwaldes, Heimatkunde und Volkskunde Interessierte zusammenbringt. Der Verein organisiert verschiedenste Aktivitäten – thematische Führungen, Ausstellungen, er publiziert, betreibt eine informative Internetseite.
Von 1996 bis 2015 war in Oberplan das Adalbert-Stifter-Zentrum aktiv, das von dem gebürtigen Oberplaner Horst Löffler gegründet worden war.
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