Das Städtchen Neumarkt befindet sich im nordwestlichen Ausläufer des Bezirks Pilsen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs lebten dort mehrheitlich deutschsprachige Einwohner.
Im Jahr 2000 wurde hier der Verein Bart mit dem Ziel gegründet, Mittel für die Restaurierung der historischen Orgel in der Kirche Johannes des Täufers in Neumarkt zu sammeln. Die Orgel in der Kirche stammt aus der Blütezeit des Barocks, wahrscheinlich aus der Zeit um 1720. Sie gehört zu den ältesten erhaltenen Instrumenten der Region und in Tschechien zu den wertvollsten ihrer Art. Für diesen Zweck begann der Verein Konzerte, Ausstellungen und Theateraufführungen zu veranstalten, deren Erlös der Orgel zukam. Dank der Fördermittel aus den sog. Norwegischen Fonds und zahlreicher Spenden konnte sie von 2009–2011 komplett restauriert werden.
Nach der Renovierung der Barockorgel schien es offensichtlich, dass dieses wertvolle Instrument es verdient, bestmöglich genutzt zu werden. So entstand der Gedanke, Orgelkurse für fortgeschrittene Studenten anzubieten und schon der erste Durchlauf im Jahr 2012 zeigte, dass diese Idee großes Potential birgt. An dem Kurs nehmen jährlich etwa 20 Studenten aus Tschechien und dem Ausland teil, geleitet wird er von einem erfahrenen ausländischen Organisten. Eine neue Aufgabe stellte sich der Neumarkter Verein im Jahr 2015 mit der Rettung des „Hauses an der Ecke“.
Im Haus Nr. 69 an der oberen Ecke des Neumarkter Marktplatzes befand sich ab der Mitte des 17. Jahrhunderts eine Seifensiederei, die der Sohn von Gottfried Reitenberger gegründet hatte. Das Seifensiederhandwerk wurde hier über mehrere Generationen betrieben und auch die Familie Turba führte es weiter, die das Haus Anfang des 18. Jahrhunderts erbte. Im Jahr 1828 wurde Franz Turba Besitzer des Hauses und begann hier eine Metzgerei und ein Gasthaus zu betreiben, das sich bis zum Zweiten Weltkrieg hielt. Nach dem Krieg war das Haus nie längere Zeit bewohnt.
1958 wurde das Eckhaus zum Kulturdenkmal erklärt und die folgende Reparatur des Daches rettet das Objekt damals wahrscheinlich vor dem Verfall. Seit dieser Zeit wartete es vergeblich auf größere Renovierungsarbeiten und mit der Zeit verfielen einige Teile des Gebäudes in einen baufälligen Zustand. In der wirtschaftlich schwachen Region des Sudetenlandes, ebenso wie in Neumarkt selbst, traf dieses Schicksal viele Kulturdenkmäler.
Im März 2015 erwarb der Verein Bart das Haus mit der Absicht, dort sowohl für die Bürger als auch für Besucher des Barockstädtchens Neumarkt einen Raum für kulturelle und gesellschaftliche Aktivitäten zu schaffen. Der Verein will so die Silhouette des Neumarkter Marktplatzes erhalten und eine entsprechende Einrichtung für die Bürger und Touristen aufbauen.
Für die anspruchsvolle Instandsetzung des Hauses sind Finanzmittel in Höhe einiger Millionen Kronen notwendig, die der Verein über Spenden und Fördergelder aus nationalen sowie europäischen Fonds zusammenzutragen versucht.
In dem denkmalgeschützten Objekt soll schrittweise ein Infozentrum mit einem Café entstehen sowie eine Ausstellung über das deutsch-tschechische Zusammenleben und die Nachkriegsgeschichte des Ortes und der Region. Ein Teil des Hauses soll als Saal für Nachbarschaftstreffen und kulturelle Veranstaltungen dienen.
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